In unserer Gesellschaft wird permanent darauf hingewiesen, wie wichtig der Besuch eines Gymnasiums ist. Dadurch werden sowohl Eltern, als auch Schüler einem immensen Druck ausgesetzt. Denn wie fühlen sich Eltern, wenn sie anderen gegenüber zugeben müssen, dass ihr Kind „nur“ Hauptschüler ist?
Übertritt an weiterführende Schulen: Gesellschaft zwingt dazu
Die Gesellschaft stellt diese Eltern an den Pranger. Allein schon der ungläubige Blick des Gegenübers verrät, was er denkt: Was sind das für verantwortungslose Eltern, die in unserer heutigen Zeit nicht dafür sorgen, dass ihr Kind aufs Gymnasium, oder doch wenigstens auf die Realschule kommt? Das sind doch die absoluten Loser!
Es gehört für Eltern ein großes Selbstbewusstsein dazu, wenn sie es gelassen ertragen, dass ihr Kind eben „nur“ die Hauptschule besucht.
Ich gehe soweit zu sagen, dass der empfundene Leistungsdruck weniger von der Schule, als von der Gesellschaft ausgeht. Eltern müssen sich von anderen schief anschauen lassen, wenn ihr Kind keine weiterführende Schule besucht. Sie sind in der Verteidigungshaltung, denn ihnen wird „Vernachlässigung“ unterstellt.
So werden Eltern buchstäblich gezwungen, ihre Kinder in jedem Fall auf’s Gymnasium zu schicken und mit der entsprechenden Nachhilfe dafür zu sorgen, dass sie dort unter allen Umständen bleiben, auch wenn die Kinder weder Ehrgeiz, noch besondere Begabung zeigen.
Ungeliebte Hauptschule als Restschule: Keiner will zum Rest gehören
Niemand will zum „Rest“ gehören. Verständlich. Ich finde es allerdings eine bedenkliche Entwicklung, wenn es plötzlich nur noch gute Schulen (Gymnasium + Realschule) und eine böse Schule (Hauptschule) gibt. Da hilft es auch nicht, wenn Hauptschulen in „Mittelschulen“ umbenannt werden. So dumm sind weder Eltern, noch Arbeitgeber, dass sie diesen Trick nicht durchschauen würden.
Diese Entwicklung hat ihren Anfang genommen, als Arbeitgeber aus einer großen Masse unter angehenden Auszubildenden auswählen konnten. Inzwischen sind Arbeitgeber jedoch wieder händeringend auf der Suche nach geeigneten Azubis. Deshalb wäre es jetzt an der Zeit, der Hauptschule ein neues Gesicht zu geben, dort wieder eine solide Wissensvermittlung einzuführen und sie als „Volksschule“ attraktiv zu machen. Für Arbeitgeber würde das bedeuten, dass sie ihre Auszubildendenstellen wieder primär an Hauptschulabgänger vergeben und Absolventen anderer Schulen wären, so wie früher schon einmal, die Ausnahme statt die Regel.
Für Sie liebe Eltern hieße das: Sich zurücklehnen und gelassen bleiben. Gönnen Sie Ihrem Kind seine Kindheit, setzen Sie es nicht unnötig unter Druck, sondern geben Sie ihm ein liebevolles Zuhause mit der richtigen und angebrachten Dosis Förderung, aber ohne Stress. Wie Schulversager eine Lehrstelle finden können, lesen Sie hier.
Tolle Sichtweise! Es wäre zu schön, wann diese Gelassenheit weite Kreise zieht.