Wer heute Kinder bekommt, hat es nicht leicht. Vor allem auch deshalb nicht, weil es immer wieder Neues gibt, mit denen Wissenschaftler und selbst ernannte Erziehungsexperten unsere Kinder zu Wunderkindern machen wollen. Darum mein Rat an Sie: Schalten Sie bewusst einen Gang herunter und verinnerlichen Sie nicht alles, was an Sie herangetragen wird.
Viele Menschen beklagen sich darüber, dass der einzelne immer mehr Eindrücken ausgesetzt ist und er rasend schnell zig verschiedene Befehle verarbeiten muss. Da liegt es doch nahe, dass man das eigene Kind vor allzu vielen Einflüssen schützen sollte.
Kinder-Tuning: Förderung von Anfang an
Eine brandneue Idee heißt „Kinder-Tuning“. Das hat mit dem „normalen“ Fördern nichts mehr zu tun. Stattdessen sollen Kinder bereits im Mutterleib Mozart hören. Zusätzlich werden sie mit Hilfe eines „Megafons“ „besprochen“, damit ihnen von Anfang an nichts entgeht und sie schon vor der Geburt optimal gefördert werden. Rene van de Carr, ein Mediziner aus Kalifornien, ist der Meinung, dass Babys schon vor der Geburt mit Lichtreizen und Silben zum Lernen angeregt werden müssten. Obwohl ein wissenschaftlicher Beweis dafür aussteht, ist der Wissenschaftler sicher, dass sich so geförderte Kinder besser entwickeln würden.
Reizüberflutung durch Kinder-Tuning
Ich frage mich allerdings, ob ein solches Kind nicht von Anfang an mit Reizen völlig überflutet wird. Für mich grenzt eine solche Behandlung ganz scharf an Körperverletzung, denn man stört das Ungeborene in seinen für die Entwicklung wichtigen Schlafphasen. Babys brauchen sehr viel Ruhe. Das ist für ihre spätere seelische Balance sehr viel wichtiger, als andauernde Förderung. Das gilt für das geborene Baby und erst recht für das Ungeborene.
Eltern haben heute sehr viel Angst davor, dass ihr eigenes Kind den Anforderungen in der Gesellschaft nicht gewachsen wäre. Deshalb fördern sie es immer früher und mit immer abstruseren Ideen. Dabei hat ein Baby ein einziges Grundbedürfnis: Liebe.
Babys müssen schlafen
Dieses Bedürfnis wird dadurch erfüllt, indem man darauf achtet, wie es dem Ungeborenen geht. Das heißt im Klartext: Das Ungeborene fühlt sich ähnlich wie sich die Mutter fühlt. Geht es ihr gut, geht es auch dem Embryo gut. Darauf dürfen Sie als Vater achten: Auf das Wohlergehen Ihrer Frau. Dann fühlt sich auch Ihr Baby wohl. Dann kann es in Ruhe schlafen, so lange es will. Dazu braucht es weder Mozart, noch irgendeine andere Beschallung von außen. Ich glaube auch nicht, dass ein Ungeborenes auf Mozart positiv reagieren würde, wenn die Mutter unmusikalisch ist und bisher noch nie etwas mit Mozart anfangen konnte. Und wenn ein Kind musikalisch wird, dessen Eltern musikalisch sind, ist das eigentlich kein Wunder und auch nicht der Einfluss der vorgeburtlichen musikalischen Vorlieben, sondern schlicht und einfach die Genetik, die diesen „Lernerfolg“ zustande gebracht hat.
Bleiben Sie also ganz entspannt. Gönnen Sie lieber Ihrer Frau und dem ungeborenen Kind eine große Portion Ruhe und Stille. Die Chancen stehen gut, dass Sie dann mit einem ruhigen und ausgeglichenen Baby belohnt werden.