Es geht um Väter, die nach der Trennung von ihrer Partnerin und Mutter des gemeinsamen Kindes Erziehungsverantwortung tragen. Solche Väter hat Familienministerin Franziska Giffey im Blick, wenn sie ihren Vorschlag erläutert, Väter von Trennungskindern finanziell besser zu stellen.
Doch wie ist es mit der Erziehungsverantwortung von Vätern im Jahr 2019 wirklich bestellt? Stellen sich Väter vom Tag der Geburt ihres Kindes an ihrer Erziehungsverantwortung?
Was genau bedeutet das eigentlich, Erziehungsverantwortung zu übernehmen?
Was ist Erziehungsverantwortung?
Erziehungsverantwortung bedeutet Verantwortung für ein kleines Wesen zu übernehmen, und zwar voll und ganz, rund um die Uhr. Man ist verantwortlich für dieses Kind, wenn es nachts Albträume hat, wenn es zum Arzt muss, wenn es krank ist, wenn es getröstet werden muss, wenn es im Kindergarten Bauchschmerzen bekommt und abgeholt werden muss, wenn es zum Flötenunterricht, zum Fußball, zum Basketball, zum Ballett oder anderen Stunden gebracht werden muss, wenn Elternabende zu absolvieren sind und Elternsprechtage anstehen, wenn es Theater spielt und den Beifall eines Elternteils braucht, wenn es schlechte Noten bekommt und jemanden benötigt, der mit ihm lernt, wenn ihm schlecht wird und ihm jemand die Schüssel halten muss. Kurz und gut, der kleine Mensch braucht Begleitung, jemand, der ihm zeigt, wie das Leben funktioniert. Eine erwachsene Bezugsperson, die für ihn da ist.
Im seltensten Fall ist diese Bezugsperson der Vater. Obwohl sich Väter heute wesentlich mehr einbringen als früher, sehen sie es meist nicht als ihre Aufgabe an, permanent für ihr Kind verfügbar zu sein. Dafür ist ja die Mutter da. Sie ist es, die kurzfristig ihre Termine verschiebt, um das kranke Kind vom Kindergarten abzuholen. Um flexibel zu bleiben, arbeiten die meisten Mütter nur halbtags. Sie bauen ihre Berufstätigkeit um ihre Kinder herum. Familie ist wichtig für sie. An Scheidung wird dabei nicht gedacht.
Passiert es jedoch trotzdem, dass irgendwann die Trennung im Raum steht und es zur Scheidung kommt, bleiben die Kinder meistens bei der Mutter.
Nicht immer ist der Vater wirklich traurig darüber. Denn für ihn ändert sich dadurch kaum etwas. Er sieht die Kinder am Wochenende, wenn alles ganz entspannt ist. Die Kinder haben keinen Stress. Die Schularbeiten sind erledigt. Sollte ein Kind plötzlich krank werden, wird es sofort zurück zur Mutter gebracht. Der Vater ist dafür nicht zuständig. Für ihn bleibt der Spaß. Er geht mit den Kindern in den Zoo, oder in einen Freizeitpark. So erleben die Kinder mal was und kommen mal raus.
Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden. Doch die neue Unterhaltsregelung, die Frau Giffey vorschlägt, sorgt für Unmut. Mütter, die mit ihren Kindern nicht nur den Spaß haben, sondern jede Menge Arbeit, sollen jetzt Unterhalt an die Väter abgeben, die sich „auch“ um die Kinder kümmern? So ganz einzusehen ist das nicht. Denn das Waschen, bügeln, einkaufen, essen kochen etc. bleibt nach wie vor an den Müttern hängen. Die Väter geben die dreckige Wäsche den Kindern wieder mit. Für sie bleibt der Sonnenschein. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kind ein Zimmer beim Papa hat, oder nicht.
Ich denke, dass der Vorschlag aus dem Bundesministerium für Familie, von Frau Giffey ziemlich unausgegoren und wenig durchdacht ist. Was denken Sie darüber?