Wir sind mitten in der Adventszeit und es geht mit Riesenschritten auf Weihnachten zu. Am Sonntag ist Nikolaus. Sie kennen es sicherlich aus eigener Erfahrung, dass gerade jetzt Geschichten Hochkonjunktur haben. Damit Ihnen der Vorlesestoff nicht ausgeht, habe ich nachstehende Geschichte geschrieben. Viel Spaß beim Vorlesen!
Als der Weihnachtsmann den Menschen im Coronajahr ein Lächeln ins Gesicht zauberte (von Ingrid Neufeld)
Der Weihnachtsmann hatte schlechte Laune. Nicht erst seit heute. Nein, schon das ganze Jahr über. Dabei hatte alles so gut angefangen. 2020 wollte er den Kindern ein ganz besonderes Weihnachten bieten. Ein Weihnachten, das es in sich hat. Schon lange beobachtete der Weihnachtsmann, dass die junge Generation für Äpfel, Nuss und Mandelkern nur noch ein müdes Lächeln übrighat. Wenn überhaupt… Nein, heutzutage muss Technik untern Weihnachtsbaum. Smartphone und Co haben Konjunktur. Sogar er selbst, der Weihnachtsmann war nur noch Deko. Stattdessen ging es um teuer, Marke und cool. Auch der Weihnachtsbaum war schmückendes Beiwerk, statt der Hinweis auf das strahlende Licht der Liebe, das Weihnachten eigentlich ausmacht.
Genau deshalb plante der Weihnachtsmann für 2020 ein ganz besonderes Fest. Ein Fest, bei dem die gesamte Verwandtschaft unterm Weihnachtsbaum versammelt war und bei dem sich alle freuten und der Liebe einen neuen Stellenwert beimaßen.
Er hatte sich das so schön ausgemalt. Doch gerade als sein Plan konkreter wurde, kam Corona.
Sofort wusste er, dass 2020 alles anders wurde. Dass die Krankheit Corona seinen ach so schönen Plan zunichtemachen würde. Was jetzt? Der Weihnachtsmann grübelte und grübelte, aber es fiel ihm nichts ein. Er war traurig, weil er keine Idee hatte, um den Menschen trotz Corona ein schönes Weihnachten zu bieten. Deshalb – und nur deshalb, hatte er schlechte Laune. Das allerdings schon seit dem Frühjahr.
Er fragte die Rentiere, ob sie eine Idee hätten, dass Weihnachten trotzdem zu einem schönen Fest werden könnte. Doch die Rentiere waren mit Fressen beschäftigt und wussten keine Antwort.
Deshalb fragte er die Weihnachtswichtel. In der Wichtelbäckerei duftete es herrlich nach Weihnachten und die Wichtel buken gerade die leckersten Weihnachtsplätzchen. Doch eine Idee hatten die Wichtel nicht.
Da ging der Weihnachtsmann hinaus in den verschneiten Winterwald. Er wollte den Kopf freibekommen und in Ruhe nachdenken. Weihnachten stand direkt vor der Tür – und ihm fehlte noch immer die zündende Idee. Ein Reh spitzte hinter einem Baum hervor und schaute dem Weihnachtsmann nach, als er tief in Gedanken versunken durch den Schnee stapfte. Ein Fuchs huschte vor ihm über den Weg und hinterließ seine Pfotenabdrücke im frisch gefallenen Schnee.
Der Weihnachtsmann bemerkte nichts davon. Auch nicht, dass sich hie und da die Schneelast mit leisem Plopp von mancher Tanne löste und ihm auf die Schulter platschte. Er wanderte lange durch den Wald, bis er hinaus auf eine Lichtung trat. Mittlerweile war es dunkel geworden. Der Weihnachtsmann hatte gar nicht gemerkt wie die Zeit verrann. Er schaute hinauf ins Himmelszelt, wo inzwischen die Sterne aufgegangen waren. Es war, als würde sein Blick wie magisch angezogen. Als er eine Zeitlang himmelwärts geblickt hatte, sah er die Lösung plötzlich ganz klar, als würde es ihm eine Sternschnuppe direkt in den Himmel schreiben.
Natürlich, das war es! Er wusste mit einem Mal, wie er das Weihnachten von 2020 zu etwas ganz Besonderem machen konnte. Es war gar nicht schwer, denn der Himmel würde ihm helfen. Das wusste er jetzt ganz genau.
Der Weihnachtsmann rieb sich in stiller Vorfreude die Hände. Er erinnerte sich daran, wie es damals war – vor mehr als zweitausend Jahren. Damals zur Geburt von Jesus, dessen Geburtstag an Weihnachten gefeiert wird. Zu dieser Zeit haben drei Könige aus verschiedenen Ländern einen hellen Stern am Himmel gesehen. Dieser Stern hatte ihnen den Weg zur Krippe gezeigt, wo sie schließlich Jesus gefunden hatten. Fasziniert schaute der Weihnachtsmann in den Himmel – und die Vorfreude kitzelte ihn in der Magengegend, wie tausend kleine Ameisen. Am klaren Nachthimmel zeigten ihm die Sterne, dass sich die Planeten Jupiter und Saturn immer weiter aufeinander zu bewegten. Es war so, als würden sie ihm zuwispern, was geschehen würde: Am 21. Dezember sollte am frühen Abend der Bethlehemsstern sichtbar sein – ganz so wie vor mehr als zweitausend Jahren. Da wusste der Weihnachtsmann, dass der Himmel den Menschen im traurigen Corona-Jahr eine Botschaft schickte. Viele Menschen waren alleine und fühlten sich deshalb sehr traurig. Doch der Bethlehemsstern würde den Menschen zeigen, dass Gott auch in schwierigen Zeiten bei den Menschen ist – genau wie damals, als Jesus geboren worden war. Gott verlässt die Menschen nicht. Deshalb machte sich der Weihnachtsmann schon am Morgen des 21. Dezembers auf den Weg und brachte nicht nur die Geschenke, sondern auch eine wichtige Nachricht mit: Schaut zwischen 17:00 Uhr und 18:00 Uhr in den Himmel, freut euch über den Bethlehemsstern und öffnet eure Herzen für ein ganz besonderes Weihnachtsfest.
Den Menschen blieb vor Überraschung der Mund offenstehen, als der Weihnachtsmann schon am 21. Dezember vor der Tür stand. Der Weihnachtsmann hatte sich wohl in der Zeit vertan, oder warum kam er schon vier Tage vor dem Fest? Doch als sie verstanden, was ihnen der Weihnachtsmann erklärte, warteten sie gespannt auf den Abend. Sogar die kleinen Kinder waren ganz aufgeregt und konnten kaum erwarten, dass es dunkel wurde. Als die Menschen dann endlich in den Nachthimmel blickten und den Bethlehemsstern sahen, da begriffen sie auf einmal, dass die Freude, die seinerzeit die drei Könige erlebten, eine Freude ist, die bis heute in unsere Zeit hineinwirkt.
Und so kam es, dass im Jahr 2020 die Menschen schon vier Tage vor dem eigentlichen Weihnachtsfest nicht nur ihre Häuser schmückten, sondern auch ihre Herzen ganz weit machten. Am Hl. Abend feierten alle in diesem Jahr ein besonderes Fest – manche allein, aber jeder mit dem Wissen, dass ihnen die Sterne zeigten, dass es sich lohnt, sich jedes Jahr über die Geburt von Gottes Sohn zu freuen. Denn Gott ist nahe – auch wenn wir alleine sind.