Tim sitzt im Arbeitszimmer und möchte ungestört seine E-Mails checken. Doch der Krach im Kinderzimmer hindert ihn daran. Seine beiden Söhne Jan (5) und Paul (8) haben sich schon wieder in den Haaren. Es ist nicht das erste Mal an diesem Tag. Bei Papa Tim liegen langsam die Nerven blank. Wütend steht er auf, stürmt ins Kinderzimmer und lässt ein Donnerwetter vom Stapel. Da Jan rücklings auf dem Boden liegt und Paul auf ihm kniet, steht der Schuldige für ihn schon fest. Er schimpft Paul ordentlich aus, schickt ihn in sein Zimmer und tröstet Jan.
Streit unter Kindern – Ursache herausfinden
Es ist eine Situation, wie sie die meisten Familien aus eigener Anschauung nur zu gut kennen. Vater Tim hat hier aus dem Bauch heraus gehandelt und schon im Vorfeld „gewusst“ wer Schuld hat. Vielleicht hat der Vater auch Recht, weil Paul gerne grundlos den kleinen Bruder quält. Vielleicht gibt es aber auch einen ganz anderen Grund für den Streit. Denkbar ist auch, dass der kleine Bruder dem Großen etwas weggenommen hat. Möglicherweise hat er auch ein besonders kunstvolles Legobauwerk zerstört. Es gibt unzählige Gründe für einen Streit. Ein Streit bedeutet ja nichts anderes als dass mehrere Parteien verschiedene Ansichten zu einem Sachverhalt haben. Das nervenzehrende für Eltern sind nicht die verschiedenen Standpunkte, sondern die Art wie Kinder ihren Streit häufig austragen. Es sind diese ständigen Kämpfe, oder dieses permanente „den anderen ärgern müssen“, was wirklich nervt. Gerade deshalb ist es wichtig, herauszufinden was die Ursache für den Streit ist. Auch wenn ein Kind ständig das andere ärgert, steckt irgendetwas dahinter. Vielleicht hat es den Eindruck, dass das andere von den Eltern bevorzugt und damit mehr geliebt wird. Überlegen Sie als Eltern, was hinter den Streitigkeiten ihrer Kinder wirklich steckt.
Hilfe zur Streitlösung für Kinder anbieten
Eltern müssen nicht immer und in jedem Fall in einen Streit eingreifen. Man darf den Kindern durchaus zutrauen, dass sie ihren Streit selbst lösen. Wenn das nicht gelingt, sollte Vater Tim beide Kinder trennen und fragen, was denn die Ursache war. Wenn beide mit demselben Spielzeug spielen wollen, könnte Tim fragen: „Wem gehört denn der Bagger?“, auch wenn er natürlich genau weiß, dass Paul den Bagger zum letzten Geburtstag bekommen hat. Mit der Antwort ist klar, dass Jan den Bagger nicht einfach nehmen darf. Er muss fragen, wenn er damit spielen will. Bei vielen Kindern genügt eine solche „Erinnerungsfrage“, um sich genau an solche Regeln zu erinnern. Dann kommt auch gleich die Frage vom Kind: „Darf ich mit dem Bagger spielen?“ Wenn die Frage nicht kommt, kann Tim nachhelfen. „Was heißt das für dich, Jan? Darfst du einfach den Bagger nehmen?“ Spätestens jetzt weiß Jan, dass er übers Ziel hinausgeschossen ist. Vielleicht ist er trotzdem beleidigt und will nicht einsehen, dass ihm der Bagger nicht gehört. Dann sollte ihn die restliche Familie einfach in Ruhe lassen. Manchmal brauchen Kinder auch einen Abstand zum Streit, um wieder „normal“ zu werden. Wichtig ist es jedoch, den Kindern Anstöße zu geben, damit sie ihren Streit selber schlichten können.
Weiterführende Infos geben auch Erziehungsbücher: