Manuel und Lisa sind moderne junge Eltern. Nach der Elternzeit fing Lisa wieder an zu arbeiten. Deshalb besucht Tochter Anna-Lena eine Kinderkrippe. Da Manuel und Lisa nur das Beste für ihre Tochter wollen, haben sie lange nach der richtigen Einrichtung gesucht. Doch jetzt sind sie zufrieden, denn die Erzieher in dieser Krippe gehen exakt auf ihre Wünsche ein. Sie sind in jeder Hinsicht sehr entgegenkommend. Auch wenn Tochter Anna-Lena keine Lust hat sich anzuziehen und dann im Schlafanzug in die Einrichtung gebracht wird. Die Eltern sind sehr besorgt, denn Anna-Lena soll sich in jeder Hinsicht frei und ohne Zwang entwickeln können. Natürlich fragen sie beim Abholen, ob Anna-Lena auch gut gegessen hat und wie der Stuhlgang war. Und sie vergessen auch nicht, nachzufragen, woher die Beule kommt, die Anna-Lena am Kopf hat und wie diese denn zustande gekommen ist. Sie möchten ihre Tochter schützen und wollen nicht, dass der wilde Marco mit ihrer Tochter spielt. Denn der ist immer so grob mit ihr. Deshalb verlangen sie von der Erzieherin, dass sie ein Auge darauf hat. Die Erzieherin ist noch jung und voller Verständnis. Deshalb geht sie auf jede Forderung der Eltern ein.
Die Welt dreht sich nicht um Ihr Kind – Kinder müssen darauf vorbereitet werden
Eltern wie Manuel und Lisa sind kein Einzelfall. Inzwischen gibt es viele Eltern, die ihre Kinder am liebsten in Watte packen würden und die zudem den Anspruch haben, dass die Erzieherin in der KiTa sich ausschließlich um ihren Nachwuchs kümmert. Ist die Windel voll, wenn das Kind abgeholt wird, meckert man die Erzieherin an. Weshalb konnte die das eigene Kind nicht vor der Abholzeit noch wickeln? Die Antwort ist einfach: Weil in einer Gruppe zwölf bis fünfzehn Kinder gleichzeitig betreut werden. Außerdem haben die Eltern in den meisten Einrichtungen die Möglichkeit, das Kind beim Abholen selbst zu wickeln. Weshalb hat das Kind eine Schramme? Weil es zum Leben dazu gehört. Weshalb darf das Kind nicht immer und zu jeder Gelegenheit mitreden? Weil Kinder lernen müssen, auch mal zuzuhören und nicht im Mittelpunkt zu stehen. Es geht nicht immer nur um Ihr Kind. In einer Kindertagesstätte sind noch viele andere Kinder. Und das ist gut so. Eltern machen heute den Fehler, ihr Kind als den Mittelpunkt der Welt zu betrachten. Wenn das Kind jedoch nicht lernt, dass man auf andere Rücksicht nehmen muss, dass auch andere Menschen Gefühle haben, die genauso wichtig sind wie die eigenen, dann wird aus dem Kind ganz schnell ein kleiner Egoist.
Denken Sie daran: Diese Kinder werden auch mal erwachsen. Wollen wir wirklich unsere Welt, unsere Zukunft einer Gesellschaft aus lauter kleinen Egoisten anvertrauen? Darum liebe Eltern: Fangt an, Euren Kindern wieder Regeln beizubringen. Weist es auch mal in seine Schranken. Lasst es nicht ständig dazwischenreden. Euer Kind muss sich an Eure Wünsche anpassen – nicht umgekehrt.
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